Wie kann man die Perspektive von Kleinkindern erfassen und sie informieren, um ihre Beteiligung zu fördern?

Seit etwas mehr als einem Jahr sammeln Forschende aus der Großregion die Meinungen von Kindern und Fachkräften, um ihre Bedürfnisse und ihr Wissen zu ergründen – mit einem klaren Ziel: Kindern die Ausübung ihrer Rechte zu ermöglichen und ihre aktive Beteiligung zu fördern. 

Allerdings kann man Kinder im Alter von 0 bis 18 Jahren nicht auf dieselbe Weise ansprechen. Genauso wichtig ist auch die Meinung der ganz jungen Kinder. Basierend auf dieser Erkenntnis wurde am 17. März 2025 im Rahmen des CAPACITI-Projekts ein Seminar organisiert.

Das erstes Seminar

Auf dem Campus Callemeyn in Arlon versammelten sich fast sechzig Personen, um an diesem ersten Seminar des Interreg-Großregion-Projekts CAPACITI teilzunehmen. Dabei wurde diskutiert, wie (sehr) junge Kinder dazu ermutigt werden können, ihre Ansichten zu äußern und über ihre Rechte informiert zu werden. comment amener les (très) jeunes enfants à exprimer leurs points de vue et être informés de leurs droits. 

Damit alle besser ausgestattet sind, boten Referenten aus verschiedenen Bereichen (Justiz, Gesundheitswesen, Forschung usw.) eine Reihe von Leitlinien und Ansätzen an. …) ont proposé une série de balises et de pistes.  

Die Beobachtung von Interaktionen als Mittel zur Identifizierung der Bedürfnisse des Kindes

Roman Faas, Psychologe und Psychotherapeut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität des Saarlandes, erinnerte in seinem Vortrag an die Bedeutung der Beobachtung von Interaktionen zwischen Kindern und Erwachsenen.

Er betonte, dass Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren besonders gefährdet seien, in ihren Bedürfnissen nicht wahrgenommen zu werden oder Vernachlässigung oder Misshandlung zu erfahren, ohne dies ausdrücken zu können. Für sie bleibt die nonverbale Kommunikation oft das einzige Mittel, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Über die Methode hinausdenken: Forschung mit Kindern in der Anthropologie

Elodie Razy, Anthropologin und Professorin an der Université Liège (ULiège), präsentierte methodologische Ansätze für die Forschung mit Kleinkindern in der Anthropologie. Diese werden oft als die „Vergessenen“ der Anthropologie betrachtet.

Elodie Razy plädiert daher dafür, insbesondere die Frage der Kommunikation in den Mittelpunkt des Ansatzes zu stellen.

Sie plädiert dafür, die Kommunikation in den Mittelpunkt der Herangehensweise zu stellen und betont, wie wichtig es ist, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um die Perspektive von sehr jungen Kindern zu erfassen und sie angemessen zu informieren.

Vorstellung des PERL-Programms: Prävention in der Perinatalzeit – Methodologie und Ergebnisse

Sophie Buchheit, klinische Psychologin und assoziierte Forscherin am Labor INTERPSY der Université de Lorraine, stellte das Programm PERL (Petite Enfance : Recherche-Action en Lorraine) vor. Dieses Präventionsprogramm zielt darauf ab, die Interaktionen und die Entwicklung von Kindern zu unterstützen. Konkret wird Familien eine häusliche Begleitung durch eine Kinderkrankenschwester angeboten, um die Auswirkungen des Programms auf die Qualität der frühen Interaktionen und die Entwicklung des Kindes zu bewerten.

Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Maßnahme einen Einfluss auf die mütterliche Sensibilität hatte (z. B. Stärkung der Identität als Mutter, Vertrauensbildung usw.). 

Das Zuhören von Babys und Kleinkindern in Mediation und Gerichtsverfahren

Bee Marique, Anwältin am Barreau de Dinant und Familienmediatorin, stellte fest, dass Kinder in familienrechtlichen Verfahren oft nicht ausreichend berücksichtigt werden. 

Dabei sind Kleinkinder sehr sensibel für ihr Umfeld und erkennen schnell Personen, Orte und Gewohnheiten, die ihr vertrautes Umfeld ausmachen. Gleichzeitig entwickeln sie ihr eigenes Identitätsbewusstsein. 

Gerade in der Familienmediation sollte das Kind als eigenständiges Subjekt betrachtet, sein Unwohlsein respektiert und ihm Interesse an seinem Erleben gezeigt werden.  

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Kinder frühzeitig in Verfahren einzubeziehen.  

Die Rechte des Kindes in pädagogische Beziehungen integrieren

Ulrike Zöller, Professorin an der Fakultät für Sozialwissenschaften der HTW Saar, sprach über pädagogische Beziehungen, Machtverhältnisse zwischen Fachkräften und Kindern sowie über das Prinzip eines kinderrechtsbasierten Ansatzes.

Sie erläuterte die drei Formen der Anerkennung, die aufeinander aufbauen: Liebe, Recht und Solidarität.

Da pädagogische Beziehungen oft unter asymmetrischen Bedingungen stattfinden, betonte sie die Notwendigkeit, dieses Ungleichgewicht zu berücksichtigen – insbesondere in Bezug auf das Verhältnis zwischen Generationen und die Zuweisung von Rollen. 

Ein zentrales Anliegen, da pädagogische Beziehungen eine Grundlage für den Erfolg im Leben, für das Lernen und für die demokratische Sozialisation darstellen. socialisation démocratique.

Ein psychomotorischer Ansatz zur Eltern-Kind-Bindung: Das Spiel als Medium

Sabrina Panetta, psychomotorische Therapeutin und spezialisierte Erzieherin, stellte Spielen als eine Möglichkeit vor, bei der sowohl das Kind als auch die Eltern Freude empfinden und eine enge Beziehung aufbauen können.

In ihrer beruflichen Praxis nutzt sie das Spiel als Beziehungselement und als Mittel, um dem Kind zu zeigen, dass sie für es da ist. Das Spiel kann vermitteln: „Wir sind hier, mit dir und für dich.“ 

Eine gemeinsame Verantwortung

Das Seminar verdeutlichte und bekräftigte die Bedeutung der Ausdrucksmöglichkeiten von sehr jungen Kindern im Rahmen der Verteidigung und Ausübung ihrer Rechte. Diese Diskussionen legten den Grundstein für eine Reflexion, die uns alle – in der Vielfalt unserer beruflichen Tätigkeiten – dazu auffordert, einen inklusiveren und gerechteren Ansatz für Kinder, auch die jüngsten, zu entwickeln und sie in der Wahrnehmung ihrer Rechte zu unterstützen.

Ein besonderer Dank gilt den Referenten für ihre Beiträge sowie den Partnern, die die Organisation und den Erfolg dieser ersten Veranstaltung ermöglicht haben. 

Die Präsentationen werden in Kürze auf unserem YouTube-Kanal verfügbar sein.